Enrichment, Selbstwirksamkeit, Entscheidungsfreiheit, Bedürfnisorientiert - im Hundetraining

 

Der ein oder andere fragt sich verwirrt, was das schon wieder für ein neumodischer Kram ist. Der Hund soll halt bloß nicht jagen, nicht Menschen anknurren und an der Leine ausflippen.

Wollen wir mal die Begriffe aufdröseln:

 

Enrichment

 

Bedeutet „Bereicherung“ und gibt es schon sehr lange. Vor allem in Zoos wird durch gezielte Beschäftigungsarbeiten darauf geachtet, dass die Tiere nicht durch Langeweile und Frustration größere Verhaltensauffälligkeiten erleiden.

 

Und was bedeutet das für unsere Hunde?

Es geht dabei nicht nur um mehr Beschäftigung, sondern um Bereicherung. 

Was mag dein Hund besonders? 

Das sind sehr individuelle Möglichkeiten und diese können wir bieten.

 

„Unsere Hunde leben aber nicht gelangweilt in Zoos.“, kommt dann schnell als Argument.

Ja, jedoch haben sie in vielen Fällen auch nicht allzu viel Spaß in ihrem Leben.

 

Der Nasenhund hat oft viel zu wenig Möglichkeiten diese auch gezielt einzusetzen, der Apportierhund wird mit Bällchen werfen abgespeist, usw. 

Einen Schnüffelteppich mit passenden Keksen, eine Verlorensuche, ein Baumsuchspiel, diverse positiv antrainierte Apportierübungen sind hierfür super geeignet.

 

Du siehst, Enrichment ist eine sehr individuelle und tolle Sache, mit der wir mit wenig Aufwand unsere Hunde glücklicher machen können und damit auch uns. Denn wenn der Hund ausgeglichener ist, fällt das ein oder andere „unerwünschte Verhalten“ aus Frustration hinten runter.

 

 

Selbstwirksamkeit

 

Bedeutet, Aufgaben oder Situationen durch eigene Fähigkeiten erfolgreich zu meistern.

Am Ende also nichts anderes, als Kontrolle in einer Situation darüber zu haben, wie sie erfolgreich bewältigt werden kann.

 

Hierzu würde ich Training zählen wie ein Start- und ein Exittarget. Also wahrzunehmen, ob der Hund weitermachen möchte und auch zu sehen, wenn der sagt „das genügt mir erstmal“. 

Ebenso wie all die Kooperationssignale, die wir beispielsweise im Medical Training nutzen. 

 

Allen voran steht das Markertraining. Hierbei verstärken wir ja gutes Verhalten und kloppen nicht auf unerwünschtem herum. Das heißt, der Hund hat die Wahlmöglichkeit für eigene Entscheidungen.

 

 

Entscheidungsfreiheit

 

Wie jetzt, der Hund darf tun, was er will?

Ja!

Noch vor dem empörten Aufschrei: „Klar gebe ich gewisse Grenzen vor, um Leib und Leben des Tieres zu schützen oder die Umwelt nicht in Gefahr zu bringen.“

Aber, in jedem Falle setzte ich Grenzen „nett“ und so wenig wie nötig.

 

Was vielen nicht so bewusst ist, Entscheidungsfreiheit ist eine der 4 angeborenen Belohnungen für Verhalten, neben Nahrung, Wasser und Fortpflanzung.

Das sollten wir doch nutzen.

Und wieder sind wir bei der Körpersprache: „Was sagt mein Hund denn eigentlich?“.

Viele Hunde haben prima Ideen, um schwierige Situationen zu bewältigen. Die können wir verstärken und schon geht alles besser.

 

Muss ich an der Leine rucken, wenn er entscheidet, lieber einen kleinen Bogen um den entgegenkommenden Artgenossen zu gehen?

Es gibt dutzende solcher Beispiele, mit denen wir unseren Hunden Entscheidungsfreiheit lassen können, ohne uns groß zu verbiegen. 

Und doch ist das eine solche wertvolle Möglichkeit den Tieren zu vermitteln: 

„Ich SEHE dich und was du sagst!“

 

 

Bedürfnisorientiert

 

Welche Motivation, welchen Grund, welches Bedürfnis hat der Hund gerade für ein bestimmtes Verhalten und wie kann ich das befriedigen.

Aber warum solltest du das überhaupt tun?

 

Einfachstes Beispiel ist ein Hund, der einem Hasen nachjagt.

Wir können uns recht gut vorstellen, es geht ihm ums Hinterherhetzen.

(Ich lasse hier mal die Rassen, deren Motivation tatsächlich noch Fressen ist außen vor.) Eventuell noch um das festhalten und töten.  

Vielen ist klar, dass wir ein solches Geschehen nicht mit einem Rückruf und einem Leckerlie beenden können.

Das Bedürfnis des Hundes ist Hetzen.

Bedürfnisorientiertes Training übt im Vorfeld einen Rückruf, der dem Hund gleichzeitig ein geeignetes Hetzspiel mit abschließender Belohnung beim Menschen ankündigt. 

Und du wirst sehen, schon klappt das mit dem Rückruf von dem hetzenden Hund.

 

Wichtig bei bedürfnisorientierter Erziehung ist, dass wir erkennen, welche Bedürfnisse das Tier in den verschiedenen Situationen hat und diese dann entsprechend anzubieten.

 

Du siehst, diese Begriffe sind gar nicht so abgehoben und neuartig. Eigentlich sogar ganz logisch für unsere Arbeit mit Hunden. 

Ein positives Umfeld schaffen erleichtert nicht nur euer Zusammenleben immens, sondern bringt dir und deinem Hund Freude und Spaß. Und das wollen wir doch alle.

 

Für all diese Trainingsmöglichkeiten wende dich gern an jeden Trainer des IBH e.V.

©Heike Schuh/2022