Hunde belohnen ???

 

 

Also mein Hund versteht genau was ich meine und folgt auch ohne Belohnung.“

 

Der weiß ganz genau was ich will.“

 

Ich mach mich doch nicht zum Leckerlidepp.“

 

So oder so ähnlich werde ich oft mit einem milden Lächeln angesprochen, wenn ich meine Hunde für jeden noch so kleinen „Dienst“, ja sogar nur fürs Anschauen, mit Leckerlie belohne.

 

Deine machen das halt bloß, weil du die mit Leckerli bestichst.“

 

Nun, betrachten wir das mit der Belohnung mal genau:

 

JEDES Verhalten entsteht aus einer MOTIVATION heraus.

Die  Konsequenz, die das Verhalten des Hundes hat bzw. hatte,

ist auch immer an eine Emotion gebunden.

Diese Emotion bestimmt dann, ob das Verhalten öfter oder weniger

gezeigt wird.

 

Klar, der Hund spricht nicht unsere Sprache, also hat er irgendwie gelernt, was er tun soll.

Dieses erlernte Verhalten/Konditionierung wird vom Hund gezeigt, weil er mit einer Konsequenz gelernt hat, dass es sich für ihn lohnt, also für ihn besser ist, wenn er es auf unsere Aufforderung hin zeigt.

 

Zitat Dr. Ute Blaschke-Berthold:

"Die Konsequenz von gestern ist die Motivation von morgen!"

 

Soweit – so gut.

 

Wenn ich beispielsweise dem Hund abverlange, er möge sich setzen, verstärke/belohne ich dieses Verhalten mit meinem Leckerli. Das findet er natürlich toll und wird es zukünftig bereitwillig zeigen.

 

Warum?

Weil die Emotion beim Lernen eine POSITIVE ist.

 

Wenn ich ihn vom interessanten Mauseloch abrufe und sein Kommen mit einem Verstärker (Futter, Umweltbelohnung, Spielen, ect.) dafür bestärke, wird er zukünftig bereitwillg abrufbar sein.

Hier muss der Verstärker der Motivation angepasst sein. Denn vom spannenden Mauseloch = Jagdverhalten, wird der Hund sich nicht für ein Bröckchen Trockenfutter abwenden.

 

Aber, so die „Nichtbelohner“, mein Hund setzt sich auch ohne Belohnen/Verstärkung.

Wirklich?

 

Wenn der Mensch also mit schon etwas schärferem Ton sein „sitz“ sagt, sich dabei womöglich leicht nach vorn beugt oder sich frontal zum Hund richtet, so empfindet ein Hund das bedrohlich.

Er wird sich schnell setzen, um einer weiteren Bedrohung zu entgehen. Er setzt sich aus Angst vor Strafe.

 

Auch das ist Konditionierung, negative halt! Also auch die „nicht Wattebauschwerfer“ verstärken bzw. belohnen/strafen.

  

Hier kommt dann meist der Einwand: „Aber das ist doch nicht schlimm, ich tu dem Hund ja nix“.

 

Naja, aber es ist auch nicht freundlich! Es schafft kein Vertrauen, fördert keine Bindung.

 

Hunde sind die einzigen Tiere, die auch uns Menschen als eine Art Sozialpartner anerkennen. Sie sind außerdem von uns abhängig.

 

Wenn ich also eine „Bindung“ im Zusammenleben haben möchte, so sollte ich eben auch auf eine freundliche Art mit dem Hund kommunizieren.

 

Jaaa, aber die Hunde untereinander belohnen sich ja auch nicht.“

 

Nein, weshalb sollten sie auch?

 

So gut wie alles, was wir unseren Hunden tagtäglich abverlangen ist UNnatürlich!!!!

Weshalb sollte ein Tier am Straßenrand sitz machen? Weshalb nicht einem Hasen nachjagen? Weshalb nicht ein Mauseloch ausbuddeln?

 

Wir bestimmen, wann sie fressen, was sie fressen, wann und wo sie sich lösen dürfen, wo und wann sie laufen dürfen, mit wem sie Sozialkontakte haben dürfen, ja sogar ihre Fortpflanzung wird von uns mehr oder weniger erzwungen.

So gehen in der Natur definitiv keine Tiere miteinander um!!!

 

Zurück zum Training mit Belohnung:

 

Beispiel Leinenführung:

Der Hund läuft mit mir, schlimmstenfalls am Halsband und nicht am Geschirr, und bei jeder kleinsten Abweichung erfolgt ein kleiner Ruck.

Auch der noch so kleinste Ruck verursacht Schmerzen (probiert es mal an dir aus...). Selbst der hartgesottenste Hund wird irgendwann sehr aufmerksam an der Leine laufen, denn er hat gelernt,

wenn er das tut, gibt’s eine Belohung: es kommt kein Schmerz! ( = negative Verstärkung)

 

Somit gilt auch hier: Die Frage ist nie, dass Hund etwas lassen/nicht tun soll, sondern was er "stattdessen" tun kann und genau da setzen wir an.

 

DENN WIR BELOHNEN NICHT DEN HUND, SONDERN WIR VERSTÄRKEN SEIN  VERHALTEN.

 

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir alle zukünftig mit unseren Hunden freundlicher umgehen, denn das Lernen mit POSITIVER VERSTÄRKUNG/BELOHNUNG schafft Vertrauen und Zuverlässigkeit.

 

 

©Heike Schuh/2018